Dann und wann muss man sich etwas gönnen, ...
Sie waren angefragt worden wie letztes Jahr, die Mannen der Rötelchuchi , ob sie nicht wieder die Theaterbeiz in der Aegerihalle führen würden. Man sagte zu und bot dann an 7 Abenden vor der Aufführung einen veritablen Dreigänger mit Salat, Cordon-bleus mit Gemüse und Pommes frites sowie einer Crème brulée an, sowie nach der Aufführung noch echte Elsässer Flambechüeche mit Zwiebeln und Rohschinken. Mit Arbeitszeiten von 15 – 24 Uhr war nun aber der Monat März für einige arbeitsmässig reichlich ausgebucht, sodass man einstimmig beschloss, sich als Kochgruppe auch einmal etwas zu gönnen.
Und das hiess dann: Whisky –Tasting bei Roland Matter in seinem gestylten Shop an der Hauptstrasse.
Kaum dort angekommen, blieben wir fasziniert vor einer schottischen Landkarte stehen und noch ohne Glas in der Hand lernten wir die verschiedenen Herkunfts-Regionen des schottischen Whiskys kennen. Highland – Speyside – Islay – Lowlands – Camdown waren so die Namen, die man irgendwie schon mal gehört hatte aber nicht identifizieren konnte.
Natürlich hagelte es gleich die ersten Fragen.
- Wohin gehört jetzt der Arran? Zu den Lowlands, einer Gegend, in der wie in Lugano die Palmen den Strand säumen.
- Was ist überhaupt ein Single malt? Da sind vier Kriterien ausschlaggebend:
- Er wird nur aus Geste gebraut
- Er wird in einem Eichenfass gelagert
- Er muss aus Schottland kommen
- Und nur aus einer Distillerie
Dann aber hatten wir ein Glas in der Hand und Roli erzählte aus seinem Leben und wie er vor rund 30 Jahren dazu kam, den Whisky zu seinem Hobby und dann auch den Handel zu seinem Beruf zu machen.
Und wer vor diesem Abend nicht einmal genau wusste, wie man jetzt Whisky schreibt und worin der Unterschied zwischen Burbon, irischem und schottischem Whisky besteht, dem wackelten am Ende die Ohren nicht einfach von den sechs Sorten, die wir kredenzt bekamen, sondern auch vom wunderbaren Lachs aus Neuheim, der uns so nebenbei aufgetischt wurde. Da gab es Brötchen mit Lachstranchen, mit Lachstartar und Lachsmousse – alles vom Feinsten!
Dokumentiert aber soll werden, was wir degustiert haben:
- Es begann mit einem Balvenii, einem ausserordentlich komplexen Single Highland Malt, der zunächst 12 Jahre in amerikanischer Eiche und dann 6 Monate in ehemaligen Sherry-Fässern gereift war.
- Es folgte ein Glendronach, der 15 Jahre in Sherry Fässern heranreift. Dies bewirkt, dass der Sherry-Duft sich vermischt mit Vanille und Kokosnuss-Aromen
- Als drittes wurde ein Talisker Porth Ruighe serviert – ein wundervoll ausbalancierter Isle of Skye Malt aus einer schönen Bucht. Der Talisker Port Ruighe soll die schottischen Kaufleute würdigen, die Portwein früher auf dem Seeweg nach Schottland brachten. Die Farbe dieses Whiskys stammt aus den Portweinfässern, in denen er „finished“ wird.
- Dann kam ein 12 jähriger Highland Park in die Gläser. Das flüssige Gold entfaltet einen milden Geschmack mit etwas Rauch und einem maritimen Anklang, der nur ihm eigen ist.
- Der 5. Whisky war ein Old Pulteney aus der nördlichsten Distillerie des schottischen Festlandes. Old Pulteney ist bekannt als „der Manzanilla des Nordens“. Ob das von den Manzanilla Sherry-Fässern herrührt oder von der salzhaltig rauen Luft im Norden, ist ungewiss.
- Den krönenden Abschluss des Tastings bildete der Redbreast 12 yr Cask Strength, ein fruchtiger Pot Still Whisky aus Irland. Mit 58% alc. ist er zwar sehr vollmundig, aber auch fruchtig. Wenn man ihm zwei/drei Tropfen Wasser beifügt, eröffnen sich dem Geniesser wundervolle Malz-Aromen mit roten Beeren.
Natürlich wurde während des Tastings eifrig gefragt. So erfuhr man etwa, dass sich in den letzten Jahren die Gerste sehr verändert hat. Die Ähren sind grösser geworden, resistente Sorten wurden gezüchtet – das ergibt rund 5x mehr Whisky als früher aus derselben Gerstenmenge.
Der amerikanische Bourbon Whiskey wird aus einem Gemisch von Weizen und Mais gebrannt, was die Süsse bewirkt.
Im irischen Whisky dagegen findet sich nur 10% gemälzte Gerste, was mit historischen Zollschranken von England und Schottland zu tun hat.
Es war ein wahrhaft gelungener, grossartiger Abend! Da sei dem Organisator und Initianten Martin Pape und dem Gastgeber Roland Matter herzlich gedankt!